Schwedische Mittsommerträume

Wer Outdoor-Aktivitäten und eine naturnahe Umgebung liebt, ist in der mittelschwedischen Region Värmland an der perfekten Urlaubsadresse. Und irgendwie kann man sich hier einfach nicht so richtig sattsehen. Den Blick vom rund 350 Meter hohen „Tossebergsklätten“ auf den von der Morgensonne angestrahlten Fryken-See mit all seinen Naturschönheiten zu werfen, davon scheint man nicht genug bekommen zu können.

Kurz vor Mittsommer. Die Tage wollen nicht enden

Es ist Mitte Juni. Kurz vor Mittsommer. Die Tage wollen nicht enden und die Nächte werden immer kürzer. Für alle Schweden ein Fest – auch für Schweden-Urlauber. „In Värmland schlägt das schwedische Herz gerade in dieser Zeit besonders heftig“, hatte Marianne Krönsjö schon am Vorabend gesagt. Ihr gehört das „Ulvsby Herrgard“, das ein paar Kilometer von Sunne entfernt liegt. Ein ehemaliges Herrenhaus mit reicher Geschichte, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen. Es soll sogar als Romanvorlage für Selma Lagerlöfs berühmte „Gösta Berlings Saga“ gedient haben.

Heute ist es ein Hotelbetrieb mit echter Gourmetküche und einem wunderschönen Wellnessbereich – und strahlt dennoch eine heimelige und authentische Atmosphäre aus. Von Marianne Krönsjö kam auch der Tipp, einen Abstecher auf den Tossebergsklätten zu machen, der von ihrem Haus aus in wenigen Autominuten zu erreichen ist. „Wenn ihr euch richtig auspowern wollt, dann könnt ihr die etwa zwei Kilometer lange Bergaufstrecke zu Fuß bewältigen, ansonsten würde ich euch raten, mit dem Auto hochzufahren“, hatte sie augenzwinkernd empfohlen. Aber was soll‘s – wäre doch gelacht, wenn man sich als eifriger Wanderer vor ein paar Hundert Höhenmetern fürchten würde. Und tatsächlich: Völlig außer Puste oben angekommen, lässt sich die Aussicht vom schön angelegten Rastplatz aus noch mehr genießen – und die Kaffeepause auf der Terrasse des rustikalen Restaurants ebenfalls.

„Wer die Nähe zum Wasser schätzt, der ist bei uns in Värmland genau richtig“

„Wer die Nähe zum Wasser schätzt, sich gerne eine Brise um die Nase wehen lässt und die naturnahe Umgebung liebt, der ist bei uns in Värmland genau richtig“, sagt Hans Mallwitz. Der gebürtige Wilhelmshavener lebt seit vielen Jahren in Mittelschweden – und hat hier sein berufliches und privates Glück gefunden. Als Koch hat er in vielen namhaften Hotels und Restaurants gearbeitet. „Ich durfte sogar schon mehrmals für den schwedischen König Karl-Gustav kochen. Und mit Königin Silvia habe ich übers Pilze sammeln geplaudert“, erzählt er mit berechtigtem Stolz. Hans Mallwitz war auch zwölf Jahre Vorsitzender der Hotelvereinigung der Region Värmland. Heute ist er Besitzer der Ferienanlage „Björnbyn“.

Elchpark, Wasserfall oder Huskyfarm

Das „Bärendorf“ liegt rund 85 Kilometer nördlich von Karlstad und scheint mit seinen 38 gemütlich eingerichteten Ferienhäusern und seinem kinderfreundlichen Sandstrand am kristallklaren Radasee auch wie geschaffen für Urlauber, die gerne Wassersport betreiben. „Bären werdet ihr bei uns zwar nicht antreffen. Dass sich der ein oder andere Elch mal blicken lässt oder ihr einen Luchs zu Gesicht bekommt, das kann schon passieren“, beugt Hans Mallwitz eventuellen Unklarheiten schon mal vor. Wenn seine Gäste es wünschen, dann steht der Chef auch mal selber am Herd und serviert zum Beispiel ein köstliches Elchgulasch. Sein Feriendorf ist auch idealer Ausgangspunkt für ganz spezielle Outdoor-Aktivitäten. „Elchpark, Wasserfall oder Huskyfarm – das ist alles nur wenige Kilometer entfernt. Und wenn ihr Interesse an einer Elch-Biber-Safari habt – auch das ist problemlos möglich“, weckt der 69-Jährige weitere große Vorfreude.

Ein Land wird Restaurant

Am nächsten Tag geht’s in den Wald. Fürs Sammeln von Blaubeeren oder Preiselbeeren ist es leider noch zu früh. Und auch die Pilzsaison beginnt erst ein einigen Wochen. Aber trotzdem findet man auch jetzt genügend Kräuter, die als Zutaten für ein fantastisches Menü unter freiem Himmel dienen können. Der rustikale Holztisch steht im Naturreservat Kittelfältet bereit. Und mit Max Monsler ein zertifizierter Outdoor-Guide und leidenschaftlicher Hobbykoch, der weiß, worauf es beim gesunden Schlemmen ankommt. „Ein Land wird Restaurant“ heißt das dahinterstehende Konzept, wie Cajsa Jansson von der Tourismusorganisation „Visit Värmland“ erklärt. „Um den Zugang zu gesundem Essen und einem aktiven Lebensstil zu erleichtern, haben wir schwedische Köche mit Michelin-Stern um Rat gefragt“, sagt sie. „Gesunde Leckerbissen findet man in unseren Wäldern genug und so wollen wir an verschiedenen Standorten das ganze Land in ein Restaurant zum Selberkochen verwandeln.“

Sich an den gemachten Tisch zu setzen, ist also in den kommenden Stunden nicht gefragt. Handanlegen schon. Es geht ums gemeinsame Sammeln von Kräutern, ums Zubereiten eines Menüs aus lokalen Produkten – und natürlich vor allem auch ums Genießen. „Elch müsst ihr keinen schießen. Aber den Zander, den ich euch mitgebracht habe, hättet ihr auch dort unten im See fangen können“, sagt Max schelmisch. Zu seinen Gästen gehören heute Urlauber aus Deutschland und Österreich. „Ich habe einen deutschen Vater und eine schwedische Mutter, bin also zweisprachig aufgewachsen“, sagt Max. Natürlich ist man auch mit ihm gleich per Du, so wie es in Schweden zur Selbstverständlichkeit gehört.

Elchgras ist entzündungshemmend und schmerzlindernd

Jetzt ist also erstmal Streifen durchs Unterholz angesagt. Max bringt der Gruppe die Vorzüge des „Elchgrases“ näher. Ein Kraut, das dem ahnungslosen Beobachter recht unscheinbar daherkommt. Man kenne es vielleicht auch unter dem Namen „Mädesüß“, mutmaßt der Experte und weist daraufhin, nur die kleinen und zarten Blätter zu pflücken. Es sei süß, herb und gleichzeitig scharf – habe also von vielen Geschmacksrichtungen etwas – und sei kleingeschnitten bestens zum Würzen von verschiedenen Speisen geeignet. „Das Elchgras enthält außerdem Acetylsalicylsäure, wirkt also entzündungshemmend und schmerzlindernd – falls ihr gestern Abend vielleicht zu viel Alkohol getrunken habt“, fügt Max augenzwinkernd hinzu. Natürlich kommt auch das schwedische „Jedermannsrecht“ zur Sprache. „Was man im Wald findet, darf man auch sammeln, so einfach ist das“, erklärt Max.

Bevor gemeinsam gespeist wird, heißt es aber, weiter zu arbeiten. Max hat nicht nur die weiteren Menüzutaten, sondern auch das nötige Equipment mitgebracht. Sabine aus Berlin meldet sich freiwillig, um Knollensellerie in kleine Stücke zu schneiden. Barbara aus Wien macht beim Kartoffelschnippeln eine ebenso gute Figur und der Allgäuer Mathias weiß mit dem Gaskocher bestens umzugehen. Nach 20 Minuten können die Kartoffeln und der Sellerie zu Püree verarbeitet werden. Jetzt kommen die gusseisernen Pfannen aufs Feuer und die Fischfilets werden zusammen mit Brennnesselblättern in Butter kurz angebraten. Salat steht bereit, auch erfrischendes Wasser, gemischt mit einem Spritzer Holundersirup und einem Blaubeer-Sträußchen dekoriert. Die Frage, ob ein Menü je besser geschmeckt hat, erübrigt sich natürlich. Und auch bei der anschließenden „Fika“ – der typisch schwedischen Kaffeepause – kann nochmal entspannt und angesichts der neu entdeckten Kochkünste herrlich geschwelgt werden.

Am Ende eines aufregenden Tages steht ein uriger Saunabesuch auf dem Programm. Aber Värmland hat noch viel mehr zu bieten. Morgen wird auf historischen Wegen gewandert. Mindestens 20 Kilometer. Das kann ja heiter werden.

Värmland: Eine einzige Naturattraktion

Große Gewässer und Naturattraktionen prägen die Region Värmland in Mittelschweden, das im Westen an Norwegen grenzt: Hier gibt es mehr als 11 000 Seen. Auf einer Fläche von mehr als 19 000 Quadratkilometern leben rund 320 000 Menschen – also gerade einmal 17 Personen pro Quadratkilometer. Die von der schwedischen Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf beschriebenen blauen Berge sind hier ebenso zu finden wie die einsamen, schneebedeckten Wälder des Malers Gustaf Fjaestad.

Anreise:

Mit dem Auto über bequeme Fährverbindungen – oder auf dem Landweg via Dänemark über die Öresundbrücke. Von Deutschland aus gibt es zahlreiche direkte Flugverbindungen nach Stockholm, Göteborg oder Oslo.

Weitere Informationen:

www.visitvarmland.se/de

www.visitsweden.de

www.bjornbyn.com


Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.

Werbung: Die mit einem Symbol gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links (Werbung).

Wilfried Geiselhart
Wilfried Geiselhart
Die Welt der Zahlen, in der Wilfried Geiselhart als Mathematiker zuhause ist, verlässt er immer wieder mal, um die Welt mit ganz anderen Augen zu betrachten. Journalismus ist sein zweites berufliches Standbein. Seit vielen Jahren schreibt er für eine Lokalzeitung in seiner süddeut-schen Heimat. Außergewöhnlichen Reisen gilt seine besondere Leidenschaft – deshalb liegt ihm gerade die Reiseberichterstattung am Herzen.