Langsam schiebt sich die Havila Castor frühmorgens zielsicher an die Kaimauer des unscheinbaren Hafens – an irgendeinem Ort entlang der atemberaubenden norwegischen Küste. Er ist so klein und schlicht, dass ich mich nicht einmal an den Namen der Anlegestelle erinnere. Doch die Szenerie, die sich vor meinen Augen entfaltet, als ich schlaftrunken aus meinem Kabinenfenster blinzle, ist unvergesslich und eindrucksvoll.
Ungewöhnliche Szenen für eine Kreuzfahrt
Eine junge Frau läuft die Gangway hinunter und fällt einer anderen, etwas älteren Frau, die mit einem Blumenstrauß auf der Pier wartet, in die Arme. Ein freudiges Wiedersehen. Zwei andere Passagiere steigen aus, kleine Reisetaschen in der Hand. Der eine schiebt sein Fahrrad die Gangway herunter. Nebenan werden Paletten ausgeladen. Der ganze Halt dauert nur wenige Minuten. Das Schiff legt wieder ab. Die junge Frau ist dann schon wieder samt Blumenstrauß eingestiegen. Die Freude über die kurze Begegnung steht ihr aber ins Gesicht geschrieben.
Eine ungewöhnliche Szene für eine Kreuzfahrt, bei der Stopps ja normalerweise mehrere Stunden dauern und immer an großen, touristisch interessanten Häfen stattfinden. Viele Städte und Länder in wenigen Tagen zu sehen ist für viele einer der größten Pluspunkte dieser Reiseart. „Eine Reise auf der norwegischen Postschiffroute ist aber keine klassische Kreuzfahrt“, erklärt Pia Kuusisto von der Reederei Havila Voyages. Ihr ist es wichtig, das klarzustellen. „Wie vor 130 Jahren fungieren die Postschiffroutenanbieter immer noch als Nahversorgungsunternehmen und Fährlinie für die norwegische Bevölkerung und natürlich als Reisemittel für Touristen.“ 34 Häfen werden auf der klassischen Küstenroute von Bergen im „Land der Trolle“ angelaufen. In den meisten dauern die Stopps nur wenige Minuten.
Das hat auf den ersten Blick wenig zu tun mit klassischer Kreuzfahrt. Und doch enthält eine Reise mit einem der Schiffe von Havila Voyages für mich persönlich einige der wichtigsten Kreuzfahrt-Aspekte: Die Fahrt an der norwegischen Küste entlang, durch die vielen Fjorde und Inseln, gehört wohl mit zu den schönsten Seereisen der Welt. Immer ist wunderschöne Landschaft zu sehen, zahlreiche Ausflüge in die Fjorde und ins Landesinnere liefern atemberaubende Postkartenmotive.
Und mit etwas Glück und Durchhaltevermögen kann man im Winter nachts auch Nordlichter sehen. Dazu kommen wunderschöne moderne Schiffe, stilvoll ausgestattet in hyggeligem skandinavischem Interieur – von der Kabine bis hin zum Restaurant sind die kleinen Schiffe echte Design-Statements. Abgerundet wird der Aufenthalt an Bord durch ein hochwertiges, regional inspiriertes kulinarisches Angebot, entwickelt von norwegischen Spitzenköchinnen und -köchen.
Kaum vorhanden und auch überhaupt nicht vonnöten ist das Entertainment-Angebot. Bei manchen anderen Reedereien der „klassischen Kreuzfahrt“ werden ganze Broadway-Shows an Bord präsentiert. An Bord von Havila gibt es den einen oder anderen Vortrag und die obligatorische Polarkreistaufe. Mehr ist nicht nötig. Die Reise an sich ist bei Havila das Entertainment: die vorbeiziehenden Wolken, der Blick aufs offene Meer auf der einen Schiffseite, der Blick auf die spektakuläre norwegische Landschaft auf der anderen. Die absolute Stille. Wer hier nicht zur Ruhe kommt, hat ganz andere Probleme.
Urlaub nach dem Baukastenprinzip
Für mich ist es ganz besonders interessant, zudem den Aspekt zu betrachten, dass man die Schiffe von Havila als Teilstücke einer individuellen Norwegenreise einbauen kann. Dies macht eine Fahrt auch für selbsternannte „Kreuzfahrtmuffel“ zu einer echten Alternative. Eine „Schnupperkreuzfahrt“ auf höchstem Niveau.
Für mich steht fest, dass ich genau das mittelfristig einmal ausprobieren will. Quasi der Urlaub nach dem „Baukastenprinzip“: eine Kombination von Fahrradtour, Wanderurlaub, einer Fahrt auf einer der spektakulären norwegischen Bahnlinien (welche Jahr für Jahr zu den besten Zugreisen der Welt gekürt werden) und einige Etappen mit den Schiffen von Havila Kystruten. Das Beste aus allen Welten – was will man mehr?
Havila Castor: Mit Strom schwimmen
Übrigens ist eine Reise mit den Schiffen von Havila auch aus handfesten ökologischen Gründen eine Überlegung wert. Voraussetzung, um die historische Postschiff-Route in Norwegen betreiben zu dürfen, ist nämlich eine staatliche Lizenz. Um diese zu erlangen, ist ein sehr umweltfreundlicher Betrieb der Schiffe nötig. Die Schiffsflotte von Havila setzt dabei auf eine moderne Plug-in-Hybrid-Technik. Die Schiffe werden mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben und verfügen zudem über große Batterie-Kapazitäten.
Bis zu vier Stunden können die Flottenmitglieder damit emissionsfrei und weitgehend geräuschlos fahren. Damit gehören sie zu den modernsten und fortschrittlichsten Passagierschiffen der Welt. Sie erfüllen schon jetzt die Vorgaben der norwegischen Regierung, dass ab 2026 der UNESCO-Welterbe-Teil des Geirangerfjords nur noch emissionsfrei befahren werden darf. Zudem sind die Schiffe für den Betrieb mit Wasserstoff bereits baulich vorbereitet – ein Blick in die Zukunft der Kreuzfahrt?
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